Aufsatz in Open Access Band Armutsdiskurse erschienen

von Franka Schäfer

Aufsatz in Open Access Band Armutsdiskurse erschienen

Gerade ist das Buch: Armutsdiskurse - Perspektiven aus Medien, Politik und Sozialer Arbeit als Open Access Publikation im transcript Verlag erschienen, in dem die Diskussionen über das Ausmaß, die Messung und die Verteilung von Armut in den forschenden Blick genommen werden. In den Diskussionen bleibt die Frage nach der diskursiven Entstehung von Armut häufig außen vor: Armut ist immer auch als geschichtlich und kulturell situiertes Phänomen zu verstehen. So wird die Bedürftigkeit von Menschen historisch ebenso unterschiedlich interpretiert wie die menschliche Fähigkeit, die eigene Existenz selbstständig zu sichern. Vor diesem Hintergrund gehen die Beiträger*innen den gegenwärtigen Armutsdiskursen im deutschsprachigen Raum in Medien, Politik und Sozialer Arbeit bzw. Sozialpädagogik nach und geben einen Überblick über deren Auswirkungen auf armutserfahrende Menschen.

In dem von Anja Kerle / Fabian Kessl und Alban Knecht herausgegebenen Band durfte ich einen Aufsatz beisteuern, in dem ich sozialwissenschaftliche Armutsdiskurse seit den Nachkriegsjahren bis ins Jahr 2005 in den Blick nehme und praxistheoretisch wie diskursanalytisch informiert Brüche und Verschiebungen in den entsprechenden Armutsdebatten herausarbeite. Darüber hinaus zeige ich auf, dass es sich bei Armut keinesfalls um ein objektives Konzept handelt, sondern um eines, das – seit 2001 auch im Rahmen der regierungsamtlichen Armuts- und Reichtumsberichterstattung – immer wieder neu verhandelt wird. So lenkt die Erweiterung des Armutsbegriffs um gesellschaftliche Teilhabedimensionen, wie dies im Rahmen der Berichterstattung beobachtet werden kann, die politische Aufmerksamkeit weg von Fragen der materiellen Verteilungsungleichheit und legitimiert in sozialpolitischen Diskursfeldern handlungsbetonte und erzieherische Ausrichtungen, die dazuhin anschlussfähig sind an Deutungen des unternehmerischen Selbst. Hier zeigt sich die sozialwissenschaftliche Forschung vor der Herausforderung, dass deren Ergebnisse einerseits von politischen Parteien instrumentalisiert werden können und andererseits die Kommunikation der Ergebnisse den unterschiedlichen Regeln politischer oder (sozial-)wissenschaftlicher Artikulationslogiken folgt.

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